Kapitel 4
Die Kolonie

3 Module | 140 Einwohner

Als sie mit ihrem Kopf gegen die Kabinenwand stieß und Oliver dann auch noch auf sie rollte, wachte Adriana auf. Das Schiff machte einige heftige Bewegungen und warf sie in ihrer Koje hin und her. Offensichtlich waren sie gerade dabei, einige große Dünen zu überqueren.

»Wer steuert denn da?«, stöhnte Oliver, der ebenfalls aufgeweckt worden war.

»Also ich nicht.« 

»Das können wir aber besser, nicht wahr, Adriana?« 

Tatsächlich waren beide beim Überqueren von Dünen mit der Anaconda ein eingespieltes Team geworden. Der Kapitän der Anaconda hatte sie mehrmals für ihre sanfte Fahrweise gelobt.

Durch die nächste heftige Bewegung des Schiffs, die Adriana aber geschickt abfing, kam sie direkt auf ihm zu liegen. Er legte seine Hände auf ihre Hüften und sie schlang ihre Arme um seinen Hals.

Auf jeder Fahrt waren bislang keine Beschwerden von den Passagieren gekommen, besonders bei Sandstürmen oder beim Überqueren von Dünen. Ausgerechnet die Minenarbeiter, die sonst ohne Murren ihre langen Schichten unter teilweise härtesten Bedingungen abrissen, klagten auf jeder Fahrt über Seekrankheit. In einer Wüste! Seekrank! Oliver musste innerlich lachen.

»Was grinst du plötzlich so?«, fragte Adriana.

Er erklärte ihr, dass er gerade an Minenarbeiter denken musste (»harte Kerle, so hoch wie breit«), die in so einer Situation mit einem grünen Schimmer um die Nase plötzlich ganz handzahm geworden waren. Adriana lachte und küsste ihn. Er sah auf seine Uhr und stellte fest, dass sie fast dreizehn Stunden geschlafen hatten. Sie beschlossen daher, aufzustehen und sich auf die Brücke zu begeben. An Schlaf oder Anderes war bei dieser unruhigen Fahrt sowieso nicht mehr zu denken.

Trotz des abrupten Endes der Nachtruhe gingen sie recht erholt zur Brücke.

Dort empfing sie Stanley. Sie fuhren tatsächlich durch ein Dünenfeld, wie Adriana aus den Brückenfenstern erkennen konnte.

Stanley fragte, ob sie gut geschlafen hätten.

»Nun ja, ich hätte noch länger in der Koje liegen können, wenn ihr hier etwas mehr geradeaus fahren könntet«, antwortete Oliver.

Das Schiff machte beim Überqueren eines Dünenkamms erneut eine heftige Bewegung zur Seite, dass alle sich festhalten mussten und Stanleys Teetasse umfiel. Die junge Frau im Steuerstand – sie sah noch sehr jung aus, wie Adriana verwundert feststellte – hatte erhebliche Mühe, das Schiff unter Kontrolle zu halten.

Stanley sagte, dass der sonst immer eingesetzte Steuermann sich verletzt hatte und daher dessen Tochter, eine aufstrebende Nachwuchshoffnung, auf dieser Fahrt als Steuermann eingesprungen war.

Adriana konnte es nicht mehr mit ansehen, wie das Mädchen sich quälte. Die Personaldecke der Kolonisten musste wohl sehr angespannt sein, wie sie fand.

»Soll ich übernehmen?«, fragte sie. »Sagt mir einfach den groben Kurs, den Rest mache ich.« 

»Sie ist ein Naturtalent!«, bestätigte Oliver, der vollstes Vertrauen in ihre Fähigkeiten hatte.

Stanley willigte ein, da er einsah, dass sein Steuermann eine Pause nötig hatte.

Als das Schiff ein etwas breiteres Dünental erreicht hatte, wurde es kurz gestoppt. Eine sehr dankbare und auch sehr verschwitzte junge Frau übergab Adriana das Steuer. Oliver setzte sich an die Steuerkonsole für die Hover Units.

Ab diesem Moment wurde die Fahrt deutlich ruhiger. Adriana sah wiederum besonders steile Abschnitte oder auch Böen voraus und konnte den Kurs immer rechtzeitig anpassen. Auf ihre Zurufe hin passte Oliver außerdem jeweils die Regelung der Hover Units an, so dass auch die Rollbewegungen um die Längsachse deutlich reduziert wurden.

Wenn er nicht die Hover Units regeln musste, beobachtete Oliver Adriana genau. Nicht nur, dass er unglaublich in sie verliebt war, und so keine Gelegenheit ausließ, sie anzusehen. Er hatte nämlich so eine gewisse Ahnung, einen immer stärker werdenden Verdacht, aber er war sich noch nicht ganz sicher. Auch auf der Anaconda und in den Wochen in der Hummel war sie ihm mit einer ganz bestimmten Verhaltensweise aufgefallen. Aber erst wenn er noch weitere Erkenntnisse gesammelt hatte, würde er Adriana damit konfrontieren.

Etwa zwanzig Meilen vor der Kolonie befahl Stanley einen sofortigen Halt. Adriana nahm den Schub zurück und ging dann auf Gegenschub, um das Schiff zum Stillstand zu bringen.

»Warum stoppen wir hier?«, wollte Oliver wissen.

Stanley antwortete: »Aus Sicherheitsgründen. Bei jeder Rückkehr stoppen wir weit außerhalb der Kolonie. Wir warten und schauen nach, ob uns jemand gefolgt ist.« 

»Aha, damit etwaige Verfolger nicht den Standort der Kolonie ausfindig machen können?« 

»Genau«, bestätigte Stanley, nahm sich ein Fernglas und kletterte auf das Dach der Brücke.

Nach etwa zehn Minuten wurden auch noch zwei Hummeln startbereit gemacht, die im Umkreis des Schiffes nach Verfolgern suchen sollten.

Adriana nutzte die Gelegenheit, um eine kleine Wasserflasche fast in einem Zug zu leeren.

Ohne etwas entdeckt zu haben, kehrten die Hummeln nach etwa einer halben Stunde zurück.

Sie konnten also ihre Fahrt fortsetzen. Für diese letzte und deutlich ebenere Etappe übergab Adriana wieder der jungen Frau das Steuer, die sich bei ihr nochmals für die spontane Ablösung bedankte.

Sie meldeten sich über Funk bei der Kolonie an und bekamen die Einlasserlaubnis.

Nach ein paar Meilen schwenkten sie von den Dünen in ein langes Felsental ein und fuhren dieses entlang, bis auf der Steuerbordseite ein paar Höhleneingänge sichtbar wurden. Im Hintergrund weitete sich das Tal ein wenig und es tat sich ein tiefer Abgrund auf. Sie fuhren jedoch nicht auf diesen zu, sondern schwenkten nach Steuerbord und fuhren mit Schrittgeschwindigkeit in den größten Höhleneingang hinein. Nachdem das Schiff vollständig in der Höhle angekommen war, stoppten sie. Die Stützen wurde ausgefahren und die Hover Units deaktiviert.

»Willkommen in unser Kolonie!«, sagte Stanley. »Wir sind hier dreihundert Meilen von jeder Route und erst recht von jeder aktiven Mine entfernt.« 

Oliver fragte: »Und was ist das weiter hinten im Tal? Eine Mine?« 

»Ja. Die Mine ist aber stillgelegt, hier kommt nichts von der Company mehr lang. Und wenn, dann haben wir zumindest ein Frühwarnsystem, sind also nicht ganz unvorbereitet. Dies hier ist natürlich das Kernstück der Kolonie, unsere Höhle.« 

Oliver schaute erstaunt aus dem Fenster. Auf einem kleinen Absatz an einer Seite der Höhle meinte er ein Gebilde zu erkennen, dass in etwa wie ein Haus aussah. Aus einigen Fenstern dieses Gebildes drang darüber hinaus Licht. Er beugte sich vor, um besser aus dem Fenster sehen zu können. Die Silhouette einiger Teile dieses »Hauses« sah entfernt aus wie… Waren das etwa Wüstenschiffe? Er verwarf diesen Gedanken aber sofort, da er ihm viel zu abwegig erschien.

Stanley beantwortete diese Frage dennoch: »Du siehst richtig. Das sind drei Schiffsmodule, welche die Company uns ›freiwillig‹ überlassen hat. Diese haben wir mit Containern zu einer Wohnstadt verbunden. Wir haben mittlerweile etwa einhundertvierzig Einwohner.« 

Adriana meinte, zwischen den Schiffen auch Frauen und Kinder erkennen zu können. Es sah irgendwie alles recht bizarr aus.

Oliver erblickte ein Schiffswappen und erschrak. Deutlich konnte er einen kleinen Vulkan erkennen und die Registriernummer DMMC–149.

»Ihr habt die Yellowstone?«, fragte er erstaunt.

Das Verschwinden des damals neuesten Wüstenschiffs der Company hatte für erhebliches Aufsehen gesorgt, vor allem, da das Schiff und Überlebende nie gefunden wurden. Und nun war etwas Ähnliches auch mit der Anaconda passiert, dachte er.

»Sie ist unser neuester Fang und hat die Wohnungssituation hier etwas entspannt.« 

Das Bergungsschiff wurde auf dem angestammten Platz in der Höhle abgestellt. Adriana und Oliver behielten zunächst ihr Quartier auf dem Schiff, denn »die Wohnungssituation ist leider immer noch etwas angespannt«, wie Stanley bemerkte.

Die nächsten Tage hatten sie Gelegenheit, die Kolonie kennenzulernen. Es begann alles vor einigen Jahren mit einem Company-Wüstenschiff, das angeblich von »Piraten« ausgeraubt wurde und das sich mit den letzten Energiereserven bis zu diesem Höhlensystem durchgeschlagen hatte. Nach und nach kamen weitere Schiffe hinzu, die zu einem großen Wohnkomplex zusammengebaut wurden. Aus den verbleibenden funktionierenden Teilen wurden andere Schiffe gebaut, wie das Bergungsschiff, welches sie aufgelesen hatte.

Zwei solcher Schiffe hatten vor einigen Jahren versucht, zur nächstgelegenen Mine oder zum Nordpolhafen zu gelangen, aber die Kolonisten hatten nie wieder etwas von ihnen gehört.

Ab diesem Zeitpunkt hatten sie es mangels brauchbarer Schiffe auch nicht mehr versucht, sich zu irgendeiner Einrichtung der Company durchzuschlagen.

Neben der Yellowstone gab es noch zwei weitere Wüstenschiffe, die zu Wohngebäuden umfunktioniert worden waren, die Wichita und die Whitecliff. Oliver wusste, dass die Company auch von diesen Schiffen außer leerer Lademodule nichts mehr hatte auffinden können. Es hieß damals, die Piraten hatten die Schiffe gekapert, was ja prinzipiell in etwa stimmte.

Adriana fragte: »Der Proviant auch in einem großen Schiff hält nicht ewig, wie habt ihr hier dann überleben können?« 

Stanley erläuterte, den Kolonisten waren Lademodule mit Containern in die Hände gefallen, die längerfristig haltbare Lebensmittel enthielten. Außerdem war der Hummel-Hangar des größten Schiffes, der Yellowstone, zu einem Gewächshaus umfunktioniert worden. Mit künstlicher Beleuchtung von etwa achtzehn Stunden am Tag hatten sie es tatsächlich geschafft, auch hier im Halbdunkel der Höhle Obst und Gemüse großzuziehen und zu ernten. Die Versorgungslage war somit zwar nicht überragend, aber ausreichend; niemand musste hungern.

Auf einem Rundgang lief ihnen eine Schar kleiner Kinder entgegen. Adriana schaute sie erstaunt an.

»Das sind alles ›Eigengewächse‹. Die ältesten Kinder bei uns sind jetzt etwa vier Jahre alt – so alt, wie die Kolonie selbst«, erläuterte Stanley.

Auf dem Weg in die Technikräume der Yellowstone kamen sie an einer Baustelle vorbei, auf der emsig gearbeitet wurde und die Oliver als die ehemalige Passagier-Lounge identifizierte.

»Und hier soll dann eine Schule für unsere Kinder entstehen.« 

Oliver erklärte sich sofort bereit, Mathematik und Technik zu unterrichten. Technisch hatte die Kolonie tatsächlich einiges zu bieten, so war die Wasserversorgung aller Bewohner durch das Prozesswasser der Brennstoffzellenreaktoren und zusätzlich durch Wiederaufbereitung gesichert. Sie hatten in der Grube der stillgelegten Mine ein Aufwindkraftwerk errichtet, welches die Energie für die Wasserstoffproduktion lieferte, sobald es tagsüber heiß genug war. Oliver war beeindruckt und bot sich auch als Techniker für Wartung und Weiterentwicklung dieser Gerätschaften an.

Beide hatten sich daher bereit erklärt, aus der Hummel, mit der sie abgestürzt waren, alle unbrauchbaren Teile auszubauen. Zuerst war die Unterseite an der Reihe. Alle vier Landestützen ließen sich mit etwas kräftigerem Zureden bis auf ihre volle Position ausfahren, so dass sie sich dem Ausbau der Hover Units widmen konnten.

»Warum machen wir es nicht anders herum und bauen alle brauchbaren Teile aus und werfen den Rest weg?«, wollte Adriana wissen.

Oliver antwortete: »Stan will das Teil wieder herrichten und wieder damit umher fliegen. Wir haben ja sowieso nichts zu tun, also los.« 

»Doch haben wir«, entgegnete sie, »die Anaconda finden.« 

»Das machen wir schon auch noch, aber erst einmal bauen wir hier die Hummel auseinander.« 

Die Kolonisten hatten ihnen eine selbst gebaute Hebevorrichtung zur Verfügung gestellt, die sie nach und nach die HU einhängen, abschrauben und aus der Hummel heraus befördern konnten. Da diese Hummelbauart nur sechs HU besaß, waren sie mit dieser Arbeit rasch fertig.

Nun ging es darum, noch brauchbare Teile aus den HU auszubauen und in Kisten zu legen. Obwohl einiges in Glasblöcken eingeschmolzen war, konnten sie doch viele Teile retten, wie die Steuerelektronik, die Schwebefeldgeneratoren und diverse Kabelbäume. Ein paar Teile konnten nur mit Hammer, Meißel und Brecheisen aus dem Glas befreit werden. Obwohl es in der Höhle nicht so heiß war, waren beide daher nach kurzer Zeit durchgeschwitzt.

Adriana tat nach dem wochenlangen Herumsitzen in der Hummel die körperliche Bewegung ganz gut, konnte sich aber vorstellen, am nächsten Tag einen heftigen Muskelkater zu bekommen.

Nach den HU war der Innenraum an der Reihe. Sie begannen damit, erst einmal ihre provisorische Verkabelung zurückzubauen. Mit vernünftiger Arbeitsbeleuchtung und vernünftigen Werkzeugen konnten sie anschließend auch zügig alle Deckenpaneele entfernen.

Nun war auch an der Decke der ganze Schaden sichtbar und Oliver entdeckte etwas, was ihn trotz der in der Hummel aufgestauten Hitze frösteln ließ. Hinter einer Deckenquerstrebe befand sich ein kleines nur noch lose mit Klettband befestigtes Kästchen, in dem ein paar Elektronikteile sichtbar waren. Daran angeschraubt befand sich ein kleiner Zylinder, der am anderen Ende ausgefranst war.

Er löste das Klettband, nahm das Gebilde und zeigte es Adriana.

»B-Bombe?«, stotterte sie.

»Ja, Bombe. Nicht gerade groß, hat aber genau das Passende kaputt gemacht.« 

Jetzt, wo sie wieder einmal ein paar Momente für sich alleine hatten und er sie von der Bombe ablenken wollte, beschloss er, sie mit etwas zu konfrontieren, was ihm schon länger an ihr aufgefallen war. Nicht, dass sie sich irgendwie eigenartig benommen hätte, aber es war so, dass er sie für etwas hielt, was er nicht mehr gesehen und gespürt hatte, seit er vor vielen Jahren die Erde verlassen hatte.

»Adriana, du bist eine Seherin«, sagte er schließlich.

»Bitte, was bin ich?« 

»Ich glaube, du kannst in die Zukunft sehen. Allerdings nicht viel, vielleicht dreißig Sekunden bis eine Minute.« 

Sie schaute ihn an, als ob er den Verstand verloren hätte und tat es als »Blödsinn« ab.

Aber er blieb hartnäckig.

»Ich habe dich beobachtet und gebe dir ein paar Beispiele. Wie war das, wenn du bei Böen mit der Anaconda immer rechtzeitig gegen gesteuert hast? Und das nicht nur einmal! Wahrscheinlich bist du daher so ein guter Steuermann geworden. Du ahnst nämlich die Dinge einfach im Voraus. Oder wie du die Explosion auf der Hummel vorausgesehen hast – wahrscheinlich hätte mir die Deckenplatte den Schädel gespalten.« 

Adriana wandte sich kopfschüttelnd ab. Er zog sie wieder zu sich.

»Hör’ mir bitte zu. Noch ein Beispiel: Gerade als wir schön in Fahrt waren, da bemerktest du das Kommen des Rettungstrupps. Und du hast mir erzählt, du hättest gespürt, dass die Anaconda nicht mehr da ist. Außerdem ist mir zugetragen worden, dass du im Kasino recht ordentlich abgeräumt haben sollst.« 

Sie gab nur ein undefiniertes Grummeln von sich. Er schaute ihr tief in die Augen

»Das können doch alles keine Zufälle sein, oder, Adriana?«, stellte er abschließend fest.

Sie spürte, wie leichte Panik in ihr hochzusteigen begann. Er war also offensichtlich hinter ihr kleines Geheimnis gekommen. Der erste Mensch überhaupt – und ein Mann! Die Frauen hatten sowieso nie etwas bemerkt. Die waren voll und ganz damit beschäftigt, sich in einem Männerjob zu behaupten, womit auch keine Zeit für »weibliche Intuition« übrig blieb. Die eine Sorte Männer interessierte es eben nur, wenn eine Frau ihre Arbeit in einem Männerjob ordentlich erledigte – und nichts weiter. Die andere Sorte Männer würde sie sofort an Ort und Stelle ausziehen und ausgiebig vernaschen wollen. Dies sah Adriana als Anlass, sich nur noch in »Sack und Asche« zu kleiden, wie Molly es nannte (der Besuch des Kasinos war da eine Ausnahme gewesen). Oliver war da anders. Er war überhaupt nicht so »doofgrob« (schon wieder ein Spruch von Molly, an den sie sich erinnerte) wie die anderen Männer und sie hatte in den Wochen in der Hummel ein gewisses Vertrauensverhältnis zu ihm aufgebaut. Sie beschloss daher, sich ihm anzuvertrauen.

»Ich bin aber keine Hexe«, flüsterte sie in einem resignierenden Tonfall. »Ich spüre eben einfach Dinge, die bald passieren werden.« 

Oliver erwiderte: »Niemand hält dich für eine böse Hexe!« 

Es stimme leider aber auch, dass Seherinnen seit Generationen als Hexen verfolgt wurden. Seit ebenso vielen Generationen hätte er Seherinnen in seiner Familie gehabt, mit mal mehr und mal weniger ausgeprägten Fähigkeiten. Dies war allerdings nur auf der mütterlichen Linie der Fall, da Menschen mit diesen Fähigkeiten offensichtlich nur Frauen sein konnten. Er wüsste daher recht genau, auf was er achten müsste, um eine Seherin erkennen zu können.

»Wo kommt deine Familie ursprünglich her, Adriana Dubajič?«, fragte er. »Von einer Familie Dubajič mit Seherinnen habe ich noch nichts gehört.« 

Adriana antwortete, sie käme von der Erde aus Südost-Europa.

»Ebenfalls Erde, Irland. Daher kannte ich deine Familie auch wohl nicht«, erwiderte er und fügte hinzu: »Wir Familien mit Seherinnen kennen uns eigentlich.« 

Langsam begann sie zu begreifen, warum sie sich so zu ihm hingezogen fühlte. Vielleicht hing es ja tatsächlich damit zusammen, dass Seherinnen oder Verwandte von Seherinnen instinktiv zueinander finden.

Er sagte mit Nachdruck: »Niemand außer mir, kennt wohl dein, nein, unser Geheimnis. Und wenn wir beide dafür sorgen, wird das auch so bleiben!« 

Sie nickte schwach.

Oliver fand, dass es Zeit für einen erneuten Themenwechsel war.

»Timbuktu!«, rief er vollkommen überraschend.

Adriana zuckte zusammen. Dieses Mal hatte sie offensichtlich etwas nicht voraussehen können.

»Wie bitte? Timbuktu?«, fragte sie und schaute ihn mit großen Augen an.

»Timbuktu! Die bist doch eine Seherin und gerade frisch zur Company gekommen.« 

Adriana wiederholte: »Wie bitte?« 

»Oh, Entschuldigung! Ich dachte, du wärst meine Verstärkung. Vergiss es.« 

»Deine…Verstärkung?« 

Sie schaute ihn mit einem vollkommen ratlosen Gesichtsausdruck an.

»Vergiss es.« 

»Oliver, was ist hier los?« 

»Warte, ich zeige dir etwas.« 

Er zog seinen rechten Schuh aus, drehte ihn um und öffnete in der Sohle ein kaum sichtbares Geheimfach. Vorsichtig holte er ein kleines schwarzes Etui aus dem Fach, klappte es auf und reichte es ihr. Auf der einen Seite war eine silbrig glänzende und mit einem bunten Wappen versehene Dienstmarke befestigt. In einer Klarsichthülle auf der anderen Seite steckte ein Ausweis, auf dem Olivers Bild prangte. Allerdings sah er etwas jünger aus und hatte keinen Bart.

Adriana las laut vor, was auf dem Ausweis stand, der sehr offiziell aussah.

»Senior Special Agent, ICIA, Interstellar Crime Investigation Agency?« 

Sie schaute abwechselnd ihn und den Ausweis an.

»Oliver … Hanson? Ist das dein richtiger Name?« 

»Meine liebe Adriana, du hast mir dein Geheimnis offenbart, jetzt offenbare ich dir meins: Ich heiße wirklich so und bin ein Agent des ICIA.« 

Sie hatte ihre Fassung wiedergewonnen und gab ihm den Ausweis zurück.

Er steckte den Ausweis in das Schuhfach zurück und zog den Schuh wieder an.

»Das werde ich jetzt noch nicht überall herumzeigen, sondern erst, wenn es soweit ist.« 

Sie fragte: »Wenn es soweit ist? Bist du auf die Piraten angesetzt?« 

»Nein, auf die Company.« 

»Auf die Company? Weil Menschen und Schiffe verschwinden?« 

Oliver bejahte es und erläuterte ihr, dass die ICIA daher versuchte, Ermittlungen auf dem Wüstenmond durchzuführen. Da der Mond einen in sich vollkommen abgeschlossenen Bereich darstellte, in dem die Company alles steuerte und kontrollierte, war es sehr schwierig gewesen, dort überhaupt jemanden undercover einzuschleusen. Er war schon über zwei Jahre bei der Company als Cheftechniker eines Wüstenschiffs tätig, hatte aber nur wenige brauchbare Informationen sammeln können. Und immer noch verschwanden Schiffe, ohne dass er den Ursachen dafür näher gekommen war.

»Was war das mit Timbuktu?«, wollte Adriana wissen.

»Das ist das Kennwort für meine Operation. Ich hatte ja auf Verstärkung und vor allem auf eine frühere Kontaktaufnahme der Agency gehofft. Außerdem war ich mir noch nicht ganz sicher, ob du wirklich eine Seherin bist. Spätestens nach dem Absturz der Hummel war mir das dann im Prinzip klar, bloß da hatte ich andere Sorgen.« 

»Und jetzt habe ich dich bestimmt sehr enttäuscht! Ich bin keine Geheimagentin in geheimer Mission, sondern nur die kleine Adriana Dubajič, die dir nicht weiterhelfen kann!« 

Er nahm sie in den Arm und drückte sie fest.

»Mädchen, du bist zwar keine ICIA-Agentin, aber natürlich kannst du mir weiterhelfen. Du bist außerdem gar nicht klein, sondern hast einen schwarzen Kampfsportgürtel und steuerst zweihundert Meter lange Fahrzeuge kreuz und quer durch Dünen und durch Sandstürme.« 

Von ihr kam nur ein leises »mm-hmm«.

»Und du willst doch sicherlich auch zumindest Mollys Tod aufklären?« 

Sie schluchzte.

»Jaah«, hauchte sie leise.

»Hast du denn mein ›Outing‹, oder wie man das nennt, nicht vorausgesehen?« 

»Ich glaube, ich sehe nur etwas, wenn ich nicht allzu sehr abgelenkt bin.« 

»Daran sollten wir einmal arbeiten – oder nicht?« 

Sie ließ diese Frage unbeantwortet und stellte eine Gegenfrage.

»Du stammst zwar offensichtlich aus einer Seherinnen-Familie, bist aber selber kein Sehender oder deine Fähigkeiten sind nicht sehr ausgeprägt. Warum bist du dann bei der Agency, die, wie du gesagt hast, eigentlich bevorzugt Sehende einstellt?« 

»Es ist, wie gesagt, extrem schwierig, die Company zu infiltrieren. Jemand, womöglich ein echter Sehender, der sofort überall herumschnüffelt, wäre wahrscheinlich gleich aufgeflogen. Ich dagegen, als Techniker bei der Company angestellt und mit dem Auftrag, erst einmal mindestens ein Jahr lang meine Tätigkeit bei der Company unauffällig auszuüben, ohne als Ermittler aktiv zu werden, sollte nach Ansicht der Agency bessere Erfolgschancen haben.« 

»Aber dann explodierte doch die Bombe in der Hummel.« 

»Ja, irgendjemand hatte offenbar doch herausgefunden, wer ich bin.« 

»Wie viele?«, fragte Adriana plötzlich.

Jetzt war Oliver an der Reihe mit »Wie bitte?«.

»Wie viele Agents habt ihr schon verloren?« 

»Zwei. Das ist der letzte Stand von vor zweieinhalb Jahren, bis ich den Kontakt mit der Agency abbrechen musste. Und natürlich fast mich.« 

Adriana schaute ihn erneut mit großen Augen an, die sich schon wieder leicht mit Tränen füllten.

»Und jetzt, meine liebe Adriana, habe ich dich da mit ’reingezogen. Ich als mutmaßlicher ICIA-Agent war mit dir, die gerade frisch von außen in die Company gekommen war, auffallend oft zusammen. Das musste für sie tatsächlich so ausgesehen haben, als ob ich Verstärkung bekommen hatte. Es tut mit leid, dass du jetzt ein Kollateralschaden bist, als sie die Hummel haben abstürzen lassen!« 

»Nein, nein!«, schluchzte sie. »Wenn ich auf der Anaconda geblieben wäre, dann wäre ich jetzt wahrscheinlich tot. So bin ich aber noch am Leben!« 

Das Schluchzen hatte aufgehört und sie fuhr fort.

»Die Company – oder eine kriminelle Organisation innerhalb der Company – denkt aber, wir wären ebenfalls tot. Das müssen wir zu unserem Vorteil ausnutzen!« 

Er küsste sie auf die Wange und meinte: »Adriana, du denkst schon wie ein Special Agent!« 

Sie wurden jäh unterbrochen, weil alle plötzlich in heller Aufregung waren. Es war etwas geortet worden, was die ungefähre Größe der Anaconda hatte! Der Suchtrupp wollte das Objekt aber erst einmal nicht näher erkunden, sondern kehrte mit seiner Hummel zur Kolonie zurück, um Verstärkung und vor allem ein größeres Schiff zu holen.

Adriana und Oliver hatten sich zwar auch an mehreren Suchaktionen beteiligt, aber dabei hatten sie keine Anzeichen der Anaconda, keine Anzeichen der zwei Kolonisten-Schiffe, keine Trümmerteile oder herrenlose Container, einfach gar nichts entdeckt.

Stanley berichtete davon, wie sie das Schiff gefunden hatten. Nach zwei Tagen Fahrt hatten sie das Gebiet erreicht, in dem die Anaconda vermutet wurde. Sie begannen nun, die Gegend anhand eines gewissen Suchrasters abzufahren. Da immer wieder mehr oder weniger hohe Dünen ihren Suchkurs kreuzten, war dies allerdings keine leichte Aufgabe. Stanley stellte jedoch fest, dass sie ja schließlich auch die Adrianas und Olivers Hummel und auch schon andere Schiffe gefunden hätten. Insofern war seiner Meinung nach das Auffinden eines so großen »Klotzes« auch noch im Bereich des Möglichen. Nachdem sie mit einer Hummel einige Zeit lang Suchschleifen gefahren waren, erschien plötzlich auf dem Radar ein großes rechteckiges Objekt, was sich zwischen den eher dreieckigen Dünenformationen immer deutlicher abzeichnete. Oliver betrachtete die Radaraufzeichnung, die Stanley auf einem großen Monitor vorführte. Es schien eindeutig kein Objekt natürlichen Ursprungs zu sein.

Einstimmig wurde beschlossen, sich das Objekt etwas näher ansehen zu wollen.

Daher wurde hastig das große Bergungsschiff mit Proviant bestückt und startbereit gemacht. Mangels einer geeigneten Unterkunft in den Kolonieschiffen wohnten Adriana und Oliver noch immer an Bord des Schiffs und sollten daher erst einmal ihre Arbeiten an der Hummel einstellen. Selbstverständlich sollten sie ebenfalls an der Bergungsaktion teilnehmen. Sie bekamen von Stanley Funkgeräte und Waffen ausgehändigt.

Adriana nahm eine Waffe in die Hand und schaute Stanley an.

»Jetzt seid ihr welche von uns«, meinte dieser.

Sie musste an Olivers Dienstausweis denken. Eigentlich war sie jetzt doch sozusagen ein ICIA-»Hilfssheriff« und kein Kolonist, Pirat oder sonst etwas. Sie war aber auch ein ausgebildeter Steuermann und bot daher an, von Anfang an das Steuer übernehmen zu wollen. Nachdem sie bei ihrem letzten Einsatz wohl einen bleibenden Eindruck hinterlassen hatte, wurde ihr Vorschlag ebenfalls einstimmig angenommen.

Mit dem großen Schiff und mit Adriana am Steuer kamen sie fast einen halben Tag früher als die Hummel bei der Stelle an, an der die Anaconda vermutet wurde.

Sie stoppten das Bergungsschiff erst einmal im Schutz einer benachbarten Düne, um die Lage zu sondieren. Dazu kletterten sie, ausgerüstet mit Ferngläsern, Wärmesensoren, Richtmikrofon und Richtantenne sowie ein paar Waffen, vorsichtig die Düne empor und legten sich bäuchlings auf den Kamm. Alle schauten entweder durch ihre Ferngläser oder richteten ihre Geräte auf das Schiff.

Es war tatsächlich die Anaconda, Oliver kannte die Silhouette sofort wieder, auch wenn das Schiff zu etwa einem Drittel in einer Düne steckte. Daran waren noch zwei Lademodule gekoppelt, auf denen sich teilweise noch Container befanden. Die restlichen Lademodule und die Heckmodule fehlten.

Stanley fragte in die Runde: »Zeigt irgend ein Gerät irgend etwas, gibt es Lebenszeichen?« 

»Negativ! Das Schiff ist von der prallen Sonne auch noch viel zu heiß, als dass der Wärmesensor etwas anzeigen könnte«, bekam er als Antwort.

Es führte also wohl kein Weg daran vorbei, das Schiff persönlich in Augenschein zu nehmen.

Sie gingen daher langsam die Düne herunter und näherten sich vorsichtig mit gezogenen Waffen dem Schiff. Es bestand immer noch die Gefahr, dass ihnen jemand eine Falle gestellt haben könnte. Oliver hatte den Vorschlag gemacht, das Schiff durch das Hummel-Flugdeck zu betreten, da er durch sein Fernglas entdeckt hatte, dass das Tor offen stand. Langsam und unter Absicherung nach allen Seiten betraten sie das Flugdeck. Oliver warf einen kurzen Blick in den Hummel-Hangar. Er war leer, keine der übrigen sieben Hummeln der Anaconda war zu sehen. Auf der gegenüberliegenden Seite des Flugdecks war das Tor ebenfalls offen und der Wind wehte etwas Sand hinein.

Vorsichtig bewegten sie sich weiter durch den Hummel-Hangar. Zu ihrer Überraschung standen alle Türen ebenfalls offen, so dass sie ungehindert in das Schiffsinnere gelangen konnten. Die Korridorbeleuchtung war bis auf eine rötlich schimmernde Notbeleuchtung erloschen, eine sichtbare Technikkonsole war dunkel und die Klimaanlage war still. Überhaupt herrschte an Bord eine eigenartige, fast unheimliche Stille, die nur von leise knackenden Metallteilen unterbrochen wurde. Da das Schiff wohl offensichtlich schon mehrere Tage, wenn nicht gar Wochen, der prallen Sonne ausgesetzt war, ohne dass die Klimaanlage lief, war es im Innern stickig heiß. Dies war etwas, was die unheimliche Atmosphäre noch verstärkte. Oliver versuchte, eine weitere Konsole zu aktivieren, aber er scheiterte erneut.

»Alle Systeme sind wohl entweder von selbst auf Notabschaltung gegangen oder wurden ausgeschaltet«, meinte er. »Ich schlage er vor, dass wir uns erst einmal auf den Weg in den Maschinenraum machen, um uns den Zustand des Reaktors und der Brennstoffzellen anzusehen und eventuell die Systeme wieder in Gang zu bringen.« 

»Guter Vorschlag, so machen wir es«, bestätigte Stanley.

Ein Mitglied des Bergungsteams gab kleine Stirnlampen und größere Handscheinwerfer an alle aus. Die Lichtkegel tanzten umher, als sie langsam durch den ersten Korridor gingen. Die ersten Toten, die sie kurz darauf fanden, waren mit Militäruniformen bekleidet. Oliver bekam beim Anblick der Toten ein mulmiges Gefühl. Es hatte also auch die Paras getroffen. Er durchsuchte die Toten. Keiner von beiden hatte eine Waffe in der Hand oder wies Abwehrverletzungen eines Kampfes an den Händen oder Armen auf.

Oliver gelangte zu der Erkenntnis: »Das ist nicht gut, überhaupt nicht gut.« 

»Was ist überhaupt nicht gut?«, fragte Adriana.

»Schau’, hier sind nicht einmal ansatzweise irgendwelche Anzeichen einer möglichen Gegenwehr zu erkennen. Wie konnten also diese – eigentlich recht gut ausgebildeten – Soldaten so plötzlich überwältigt werden?« 

»Ja«, bestätigte Stanley, »entweder hat jemand das Schiff überfallen, der sogar einem Para haushoch überlegen war. Oder jemand war sozusagen ›von innen‹ gekommen und hatte das Überraschungsmoment auf seiner Seite gehabt.« 

Oliver wusste nicht, was davon jetzt besser oder schlechter war. Alles in allem wurde die ganze Sache immer unheimlicher.

Er kannte die Anaconda in- und auswendig und so führte er die Gruppe zunächst in die Ebene Null, wo sie Werkstatt, Lager und die Maschinenanlage durchsuchten. Auch hier waren weder tote noch lebendige Besatzungsmitglieder aufzufinden. Zusammen mit Adriana und Stanley setzte er sich an den Technik-Steuerstand und versuchte, die Schiffssysteme wieder vom Not- in den Normalbetrieb zu bringen. Dabei stellte er überrascht fest, dass alle seine Zugangscodes noch funktionierten.

»Entweder hatte die Company mich sowieso schon vollkommen abgeschrieben oder sie waren viel zu arrogant und von sich selbst überzeugt, um meine Zugangskennungen zu deaktivieren.« 

»Oder beides«, meinte Adriana.

»Ja, wahrscheinlich beides, so wie ich die Bande kenne. Oh, es funktioniert!« 

Nachdem er ein paar Schalter betätigt hatte, schaltete sich die Deckenbeleuchtung ein und sie konnten ihre Stirnlampen und Scheinwerfer wieder ausschalten. Der Füllstand der Wasserstofftanks wurde als mehr als ausreichend angezeigt und so startete Oliver mehrere Brennstoffzellenreaktoren, um das Schiff wieder mit Energie versorgen zu können. Nur sämtliche Überwachungskameras waren gestört und ließen sich auch nicht über die Reservesysteme wieder in Betrieb nehmen, so dass sie die Durchsuchung des Schiffs zu Fuß fortsetzen mussten. Immerhin war die Klimaanlage wieder funktionstüchtig und es wurde weniger heiß und stickig an Bord. Auch ein Aufzug funktionierte wieder, und so fuhren sie direkt in die Ebene Zwei zu den Mannschaftsquartieren. Zunächst nahmen sie sich die Para-Quartiere vor, die sich aber als vollkommen verwaist darstellten.

Als sie in den Korridor einbogen, der den Übergang zu den normalen Mannschaftsquartieren darstellte, stoppte Oliver, der mit einem Kolonisten vorgegangen war.

Auf dem Boden lag in Bauchlage ein totes Besatzungsmitglied und kein Para, wie an der Uniform zu erkennen war. Er drehte den Körper um, damit er dessen Gesicht sehen konnte. Es war eine Frau. Oliver lief es kalt den Rücken herunter, als er sie erkannte.

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