Kapitel 3
Die Havarie

2 Tage | 4 Wochen

Der Sandsturm war nun zwar heil überstanden, aber bald begann das als »piratengefährdet« ausgewiesene Gebiet, welches sich durch verschiedene Dünen- und Felsformationen zudem als recht unübersichtlich herausstellte. Der Wachplan sah nun Patrouillenflüge mit einer Hummel rund um das Schiff herum vor, um mögliche Angreifer frühzeitig erkennen zu können. Der Kapitän gab außerdem Handfeuerwaffen an alle aus. Die Steuerkanzel war nun dauerhaft als Ausguck besetzt, ebenso das Radar und die übrigen Navigationskonsolen. Die neuesten Schiffe hatten darüber hinaus eine Bordkanone auf dem Dach der Brücke montiert, welche nun ebenfalls bemannt wurde.

Dennoch wollte der Chief mit seinem Trainingsprogramm fortfahren uns rief Adriana zu sich.

»Weil sich durch den blöden Sandsturm alles zeitlich verschoben hat«, sagte er zu ihr, »werden wir jetzt das Hummel-Training direkt unter erschwerten Bedingungen machen.« 

Adriana fragte: »Traust du mir das wirklich zu?« 

»Aber natürlich! Wir verbinden es gleich mit einer Patrouille.« 

Sie meldeten sich beim Kapitän ab, der ihrem gemeinsamen Flug sogar ausdrücklich zustimmte. Sie ließen sich noch Handfeuerwaffen aushändigen und fuhren mit dem Aufzug von der Brücke direkt in den Hummel-Hangar. Der Kapitän hatte ihnen das neueste Modell ausgesucht und so machten sie es sich erneut in der Mark-5-Hummel bequem. Adriana schwebte vorsichtig aus dem Hangar. Den anschließenden Start von einer sich fortbewegenden Anaconda empfand sie eigentlich als gar nicht so schwierig. Allerdings bewegte sich zur Zeit das Schiff in einem Dünental nicht allzu schnell, was ihr für diesen ersten Versuch sehr entgegen kam.

Nun konnte sie auch im Kleinen üben, was sie schon mit der großen Anaconda erfolgreich durchexerziert hatte, nämlich das Überqueren eines Dünenkamms mit einer kleinen Hummel. Um mehr Sicherheit zu gewinnen, ließ der Chief sie mehrmals über die Düne hin- und herfliegen. Er war hochzufrieden und beendete das Training. Adriana war, wie er schon festgestellt hatte, ein Naturtalent.

Sie nahmen ihren Patrouillenflug wieder auf und flogen in einem Dünental parallel zur Anaconda weiter. Noch waren keine Piraten zu sehen, wie immer auch diese in Erscheinung treten sollten.

Adriana sollte noch den Autopiloten der Hummel ausprobieren, schaltete ihn ein und lehnte sich im Pilotensitz zurück. Sie beobachtete die Dünen, wie sie an ihr vorbeizogen. Alles in allem schien es eine ruhige Patrouille zu werden.

»Kopf runter!«, schrie sie plötzlich zu Oliver gewandt.

Er drehte sich zu ihr und schaute sie erstaunt an.

»Los! Kopf runter!« 

Er duckte sich.

Adriana riss die Schubhebel nach hinten und die Hummel bremste stark ab. Im selben Moment wurde das Schiff von einer Explosion erschüttert. Obwohl er sich geduckt hatte, wurde Oliver von einem herabfallenden Deckenpaneel am Kopf getroffen und sank in seinem Copilotensitz zusammen. Die Hummel setzte hart auf einer Düne auf und prallte von dieser wieder ab. Adriana wurde in die Gurte gepresst. Nachdem sie sich noch einmal überschlagen hatte, blieb die Hummel in der Düne stecken.

Schlagartig wurde es still.

Alle Instrumente waren erloschen und die Klimaanlage rauschte nicht mehr. Adriana hörte außer ihrem keuchenden Atem nun das charakteristische Knistern, da die noch heißen Hover Units der Hummel den Quarzsand zu Glas geschmolzen hatten, als sie in die Düne prallten. Der Sand würde sich jetzt fest mit den Hover Units verbinden und sie unbrauchbar machen. Im Jargon der Hummel-Piloten gab es dafür die Redensart »die Hummel in die Düne kleben«. Dieses Manöver hatte sehr teure und für den verursachenden Piloten unter Umständen sehr unangenehme Folgen, da die Hummel mit einem Kran geborgen und alle Hover Units ausgetauscht werden mussten. Noch verheerender war natürlich, ein großes Schiff in eine Düne zu kleben, aber Adriana hatte gelesen, dass dies in der Geschichte der Wüstenschifffahrt noch nie vorgekommen war.

Normalerweise kamen die Hover Units im Flugbetrieb nicht mit Sand direkt in Kontakt, lediglich etwas geschmolzener Flugsand lagerte sich als so genannte »Tränen« ab. Diese konnten aber bei den turnusmäßigen Wartungen leicht wieder entfernt werden. Da die Schiffe sehr modular aufgebaut waren, konnten die Hover Units darüber hinaus schnell und problemlos ausgetauscht werden. Für das Abstellen eines großen Schiffs oder einer kleinen Hummel in Häfen gab es ja die Landestützen, die ausgefahren werden konnten, so dass die Hover Units nicht direkt auf dem Boden aufsaßen.

Verdammt noch mal, ich habe sie ’reingeklebt, jetzt kommen wir hier nicht mehr weg, dachte Adriana.

Oliver blutete stark aus einer Kopfwunde. Sie schnallte sich vom Pilotensitz ab und beugte sich über ihn. Er atmete flach und hatte noch Puls. Glücklicherweise war er also noch halbwegs am Leben.

Sie bemühte sich, die Vorgehensweise bei einer Havarie aus der Pilotenschule aus ihren Erinnerungen hervorzuholen. Brandbekämpfung – Verletztenversorgung – Notsignal – Technik-Check – Vorrats-Check – Schadensbeseitigung. Die Explosion hatte zwar irgend etwas im Deckenbereich hinter ihnen zerstört, daher war der Chief auch von einem sich lösenden Deckenpaneel getroffen worden, aber es war kein Feuer ausgebrochen. Punkt eins war damit hinfällig.

Punkt zwei war schon etwas schwieriger. Sie holte einen Erste-Hilfe-Koffer aus dem Heckbereich der Hummel und versuchte, den Blutfluss mit einem großen Verband zu stillen. Oliver sah dann zwar aus, als ob er einen Turban tragen würde, aber er blutete danach zumindest nicht mehr. Ansprechbar war er allerdings immer noch nicht, er schien weiterhin bewusstlos zu sein.

Notsignal. Adriana nahm das Handnotfunkgerät aus einem Fach.

»Mayday! Mayday! Hier Anaconda-Hummel null-sieben. Ich wiederhole: Hier Anaconda-Hummel null-sieben. Wir sind abgestürzt und brauchen Hilfe! Kann mich jemand empfangen?« 

Das Funkgerät blieb stumm, auch die Company-Uhr an ihrem Handgelenk zeigte nur die Uhrzeit an.

Sie wiederholte den Notruf noch mehrere Male, doch sie erhielt keine Antwort.

Technik-Check. Adriana betrachtete die Anzeigeinstrumente, die aus guten Gründen teilweise immer noch keine Bildschirme, sondern analoge Instrumente waren. Sie klopfte an die Anzeigen. Der Zeiger der Hauptstromanzeige war auf Null, der für den Notstrom ebenfalls, alle Hover Units waren voraussichtlich zu Glasblöcken geworden, Klimaanlage war ebenfalls Null. Zum Glück befanden sich sich im Schatten der Düne, so dass sich der Innenraum zunächst nicht so stark aufheizen würde.

Vorrats-Check. Sie hatten für etwa eine Woche Trinkwasser und Notrationen an Bord, dazu kam noch das Prozesswasser aus dem Brennstoffzellenreaktor, falls er funktionierte. Bei entsprechender Rationierung konnten sie so ungefähr vierzehn Tage, eventuell auch drei Wochen durchhalten.

Adriana lachte trocken.

»Die gute Nachricht: wir sind nicht tot«, dachte sie laut. »Und die schlechte Nachricht: wenn uns nicht die Wüste umbringt, dann die Piraten.« 

Der Chief, der vielleicht noch etwas retten könnte, war immer noch bewusstlos, womit sich auch der Punkt Schadensbeseitigung vorerst erledigt hatte. Sie versuchte, seine Sitzlehne ganz herunterzudrehen, damit er in eine bequemere Position kam. Sie wollte ihn aber zunächst in seinem Sitz belassen, da er viel zu schwer für sie war und sie ihn keinesfalls hochheben konnte. Noch einmal setzte sie einen Notruf ab, erhielt aber wiederum keine Antwort. Erst jetzt verspürte sie leichte Schmerzen im Schulterbereich. Die Gurte des Pilotensitzes mussten beim harten Aufprall auf die Düne ein paar heftige Prellungen hinterlassen haben.

Sie waren nur eine Düne von der Anaconda entfernt gewesen, als sie abgestürzt waren. Da der Chief soweit gesundheitlich stabil war, entschied Adriana sich, auf den Dünenkamm zu klettern und nach dem Schiff Ausschau zu halten. Die Temperatur war jetzt kurz nach Sonnenuntergang soweit erträglich, dass sie ohne große Sonnenbrandgefahr die Hummel verlassen konnte. Es war aber hell genug, dass sie noch etwas sehen konnte.

Der Sand war sehr weich und tief, so dass sie immer wieder ausrutschte, als sie die Düne hoch kletterte. Kurz bevor sie oben am Dünenkamm ankam, spürte sie schon, dass die Anaconda nicht mehr da sein würde. Als sie über den Kamm schaute, sah sie bis zum Horizont nur Dünen, Dünen und nochmals Dünen. Es war, kein Schiff zu sehen, auch keine Trümmer, Rauch oder Ähnliches. Das Schiff war verschwunden und hatte sie im Stich gelassen.

Was auch immer explodiert war, hatte die gesamte Energieversorgung der Hummel gründlich zerstört. Sie konnten nicht starten, ihr Notsignal wurde nicht gehört. Totalausfall mitten in der Wüste. Im »piratengefährdeten« Gebiet. Die nächste Mine Hunderte von Meilen entfernt. Der nächste Transport, der auf dieser Route vorbei kam, ließ Wochen, vielleicht Monate auf sich warten. Auch die Company-Uhr blieb weiterhin bis auf die Uhrzeitanzeige still. Schlimmer konnte es eigentlich nicht mehr kommen.

Das war eigentlich schon wieder das Ende, nachdem es auf der Anaconda so gut angefangen hatte.

Adriana sank im Sand zusammen und weinte.

Zwei ihr endlos vorkommende Tage lang versuchte sie dann, zum Einen die Energieversorgung der Hummel wiederherzustellen und zum Anderen Oliver aus seiner Bewusstlosigkeit wieder aufzuwecken. Beides gelang nicht wirklich und am Ende des zweiten Tages ließ sie sich vollkommen erschöpft, weinend und mutlos auf den Pilotensitz fallen.

»Waren das die Piraten?«, fragte eine schwache Stimme plötzlich neben ihr. »Adriana, bist du verletzt?« 

Sie seufzte erleichtert auf, wischte ihre Tränen weg und beugte sich zu ihm.

»Schön, dass du wieder da bist. In Kürze: Wir sind abgestürzt, keine Energie, kein Funkkontakt. Ich kann nicht sagen, ob das die Piraten waren. Und ich bin nicht verletzt, bis auf ein paar blaue Flecken«, sagte sie erleichtert

Er versuchte sich aufzurichten, sank aber sofort stöhnend in seinen Sitz zurück. Er betastete seinen Kopfverband.

»Wie lange war ich weg?« 

»Zwei Tage. Du hast eine Deckenplatte auf den Kopf bekommen. Ich versuche, dir noch etwas gegen die Kopfschmerzen zu geben«, erklärte sie. »Tut dir noch etwas weh?« 

Er erwiderte leise: »Nein, nur der Kopf. Soso, zwei Tage. Wir müssen die Hummel wieder in Gang bringen.« 

Sie legte ihm eine Hand auf seine Schulter.

»Das wird aber schwierig«, sagte sie und erzählte ihm von der Explosion.

Oliver sagte zu Adriana, dass sie noch Glück im Unglück gehabt hätten, da die Hummeln auf den Patrouillen eigentlich nur mit einer Person bemannt würden. Ihr Flug mit zwei Personen sei eine Ausnahme gewesen, da es sich um eine Trainingsfahrt gehandelt hätte.

»Alleine wäre ich hier wohl schnell durchgedreht«, seufzte er.

Olivers Gesundung schritt zum Glück recht schnell voran und seine zu Anfang noch sehr starken Kopfschmerzen ließen mehr und mehr nach. Allererste Priorität hatte natürlich, die Energieversorgung der Hummel wiederherzustellen. Die Temperatur im Inneren der Hummel hatte wieder einmal die dreißig Grad überschritten. Adriana war daher neben ihrer Uniformhose nur noch mit einem knappen Unterhemdchen bekleidet, welches ab und zu Einblicke auf ihren Bauchnabel bot. Auf den Schultern waren noch deutlich die durch die Sicherheitsgurte beim Absturz hervorgerufenen Hämatome zu sehen, welche sich langsam vom Violetten ins Grün-Gelbe verfärbten.

Zum Glück war kein Piercing und keine Tätowierung zu sehen, er hatte es – obwohl er ja ein Techniker war – in diesem Punkt gerne »unverbastelt«, dachte Oliver.

Außerdem hatte Adriana ihre Uniformhose bis über die Knie hochgekrempelt, so dass gleichmäßig geformte und leicht muskulöse Beine zu sehen waren. Dies waren wohl die Ergebnisse des zwangsweisen Trainings in der Schwerelosigkeit, um die Muskeln nicht verkümmern zu lassen. Ihre gesamte Erscheinung empfand er durchaus als nicht unattraktiv.

Er sah sie an und ergänzte: »Und jetzt habe ich zum Glück so hübsche Gesellschaft.« 

Er hoffte, dass sie ihm nun nicht gleich eine Ohrfeige verpassen würde, weil er offensichtlich die Situation ausnützte, sich an sie heranzumachen. Adriana reagierte jedoch ganz unerwartet.

Sie beugte sich vor, gab ihm einen leichten Kuss unterhalb des Verbands auf die Stirn und sagte: »Besonders jetzt bin ich auch nicht gerne alleine.« 

Sie begannen gemeinsam, aus der Steuerung und Energieversorgung der Hover Units einige Kabelbäume abzubauen. Da die Hover Units sowieso nicht mehr funktionierten, waren diese Kabel entbehrlich. Um den zerstörten Deckenbereich herum hatte Oliver noch weitere Deckenpaneele abgenommen, um sich den entstandenen Schaden näher ansehen zu können. Sein Plan war, die beschädigten Kabel zu überbrücken, um so wieder einige Systeme der Hummel in Betrieb nehmen zu können, vorrangig die Klimatisierung. Wie er im hinteren Bereich der Hummel festgestellt hatte, waren der Wasserstoffspeicher, der Reaktor und die Brennstoffzellen unbeschädigt. Alle Systeme waren aber durch eine automatische Notabschaltung außer Betrieb gegangen.

Sie arbeiteten mehrere Stunden in der brütenden Hitze. Das Abklemmen der alten und die Verbindung der neuen Kabel hatte sich als sehr schwierig herausgestellt, da sie auch kein wirklich geeignetes Werkzeug an Bord hatten. Schweißgebadet ließen sie sich schließlich auf den Fußboden sinken und betrachteten ihr Werk. Unter der teilweise rußgeschwärzten Decke führte nun ein Kabelgewirr von achtern nach vorne, aber hier ginge es ja schließlich nicht um einen Schönheitspreis, wie Adriana bemerkte. Oliver schickte Adriana nach vorne ins Cockpit und er selbst ging nach achtern zum Reaktor.

»Ich schalte jetzt ein!«, rief er nach vorne.

Man hörte einige Aggregate anlaufen, einige Anzeigen im Cockpit erwachten wieder zum Leben und aus den Luftauslässen der Klimaanlage strömte spürbar immer kühlere Luft. Adriana stieß einen Jubelschrei aus, lief nach achtern und fiel Oliver um den Hals. Sie sah ihm tief in die Augen und küsste ihn auf den Mund.

Oliver hätte es nie für möglich gehalten, dass er und das Mädchen sich einmal so näher kommen würden, nun aber genoss er es, in dieser Situation nicht alleine zu sein. Arm in Arm gingen beide wieder nach vorne und setzten sich ins Cockpit. Er schaute auf die Cockpitanzeigen und versuchte, sich einen Überblick über den technischen Status der Hummel zur verschaffen.

»Mal schauen, was alles nicht funktioniert.« 

»Ist es nicht einfacher«, fragte Adriana, »zu schauen, was alles noch funktioniert?« 

Oliver gab ihr Recht und das Ergebnis war sehr ernüchternd. Die Hummel war nicht mehr flugfähig, die Explosion hatte ganze Arbeit geleistet.

Gegen Abend stellte Oliver eine Antenne auf den Dünenkamm, von der aus ein Kabel zur Hummel führte. Er wies Adriana an, noch einmal einen Notruf abzusetzen. Leider brachte diese Aktion nicht das gewünschte Ergebnis, da sie wieder keine Antwort erhielten. Adriana kam die Düne hochgeklettert und setzte sich schweigend neben Oliver. Er legte seinen Arm um sie und sie ihren Kopf auf seine Schulter. Der Gasriese, um den der Wüstenmond kreiste, ging gerade im Osten auf und verdeckte den zuvor sichtbaren Sternenhimmel und einen weiteren Mond. Es sah eigentlich ganz romantisch aus, mit den Einschränkungen, dass sie hier gefangen waren und nur noch Vorräte für etwa zwei Wochen hatten.

So versuchten sie, die Tage herumzubringen, ohne an ihren sich mit immer schnelleren Schritten nähernden Tod denken zu müssen. Beide erzählten sich von ihren beruflichen Werdegängen, bevor sie zur DMMC gekommen waren. Dabei stellten sie fest, dass beide auf verschiedenen Raumschiffen stationiert waren und sich auf einer Raumstation über den Weg gelaufen sein mussten, da beide Schiffe zur gleichen Zeit dort angelegt hatten. Adriana konnte sich aber nicht an Oliver erinnern, zumal es sich auch um eine recht große Raumstation gehandelt hatte. Noch konnte er ihr aber nicht sagen, dass er tatsächlich gar nicht auf der Raumstation gewesen war, da er eigentlich auch gar kein Schiffsmaschinist war. Er behielt dieses Geheimnis weiterhin zunächst für sich, damit Adriana später guten Gewissens alles abstreiten konnte, falls die Company sie alleine auffinden und befragen würde.

Jeden Abend kletterten sie auf den Dünenkamm, sobald die Temperaturen es zuließen, um sich den Sonnenuntergang anzusehen. Auch bei völliger Dunkelheit waren in der Ferne weder Lichter einer Mine noch Lichter von vorbeifahrenden Wüstenschiffen zu sehen.

An einem Tag gab es wieder einmal eine lange Finsternis, so dass keine Sonne zu betrachten war. Dafür waren die Temperaturen nicht so hoch und die Hummel verbrauchte auch nicht so viel Energie für die Klimaanlage. Aber obwohl sie dadurch vielleicht etwas Zeit gewannen, hatten Olivers Hochrechnungen dennoch ergeben, dass auch ihre Energievorräte langsam zur Neige gingen.

Er zog Adriana zu sich und schaute ihr tief in die Augen.

»Mädchen, du musst mir etwas versprechen: Wenn ich vor dir sterbe, dann kannst du mich essen. So kannst du länger überleben.« 

Sie boxte ihm auf den Oberarm und sagte mit tränenerstickter Stimme: »Oli, bitte sag’ so etwas nie wieder. Nie wieder! Bitte!« 

Er nahm sie in den Arm, küsste sie auf die Stirn und erwiderte: »Aber wenn es das Beste für dich ist. Schau, du bist noch jung.« 

»Hatte ich nicht mal gesagt, dass ich nicht alleine sein kann?«, fragte sie. »Wir stehen das gemeinsam durch. Alle oder keiner, versprochen?!?« 

Er nickte leicht. »Versprochen!« 

Sie legte ihre Arme um ihn und sie küssten sich lange.

»Meinst du«, fragte Adriana, »es klappt mit uns beiden, wenn wir das hier überstanden haben?« 

»Mädchen, erstens könntest du meine Tochter…« 

Sie unterbrach ihn: »Auch als Kind fand ich Gleichaltrige schon immer doof!« 

»… zweitens, wenn wir das hier überstehen…« 

»Geht das schon wieder los? Bitte, Oliver, versuche bitte etwas positiver zu denken!« 

»Also gut«, sagte er und küsste sie. »Immerhin habe ich ja dich.« 

So verbrachten sie noch weitere Tage, ohne dass jemand auf ihre Notsignale geantwortet hätte. Oliver sah auf dem Radar in einiger Entfernung einen Sandsturm vorbeiziehen, von dem sie aber nur leichte Böen zu spüren bekamen.

»Kein Wunder, dass hier kein Funksignal durchkommt, bei dem vielen Metallerz in der Luft!« 

Einen Tag später war dann der Zeitpunkt gekommen, an dem es nicht mehr weiterging.

Obwohl Oliver Adriana immer noch einen Teil seiner Ration abgegeben hatte (»ich bin sowieso viel zu dick«), waren jetzt dennoch die Vorräte erschöpft. Sie teilten sich den letzten Energieriegel aus einer Notration und aßen diesen langsam auf. Sie hatten jetzt zwar noch genug Wasser, auch wenn man das Endprodukt der Brennstoffzelle nicht unbedingt als schmackhaft bezeichnen würde, aber es gab nichts mehr zu essen. Ein paar Tage würden sie noch durchhalten können.

Von Tag zu Tag wurde der Hunger stärker. Nur Wasser alleine füllte zwar den Magen, machte aber dennoch nicht satt. Oliver war sichtbar abgemagert und hatte mittlerweile einen wilden Zottelbart.

Eines Tages sagte Oliver plötzlich zu Adriana: »Du könntest mir bitte noch einen letzten Gefallen tun.« Er stockte. »Nein nein, ich will nicht, dass du mich isst; das hatte ich dir ja versprochen. Es ist etwas Anderes: Bevor ich hier sterbe, möchte ich noch einmal eine nackte Frau sehen. Würdest du dich für mich ausziehen?« 

»Ja«, antwortete sie und zog ihr Oberteil aus. Ihr nackten Brüste glänzten in der Deckenbeleuchtung. »Und ich möchte noch ein letztes Mal Sex haben.« 

Er zog ihr Hose und Slip aus. Soweit erkennbar, war sie zumindest an ihrer Vorderseite tatsächlich »unverbastelt«, wie er zu seiner Genugtuung feststellen konnte. Mit einer Hand streichelte er ihre Brustwarzen, bis sie ganz hart wurden. Mit der anderen Hand griff er ihr zwischen die Beine. Adriana schloss die Augen, legte ihren Kopf in den Nacken und stöhnte leise.

Sie überlegte, wann sie das letzte Mal Sex gehabt hatte, wurde dann aber jäh unterbrochen, da sie spüren konnte, wie sich jemand der Hummel von außen näherte.

Adriana richtete sich auf, legte ihren Zeigefinger auf Olivers Mund und flüsterte: »Leise, da kommt jemand.« 

Sie zog sich schnell wieder an und Oliver öffnete langsam die Seitentür. Sie nahmen beide die ihnen mitgegebenen Waffen in die Hand und hielten diese aus der Tür.

»Waffen runter, wir sind ein Rettungsteam! Wir haben ein Notsignal empfangen!«, rief eine Stimme von draußen.

Oliver ließ seine Waffe sinken. »In Ordnung.« 

Ein Mann steckte seinen Kopf in die Tür und fragte: »Wie viele Personen?« 

»Zwei«, antwortete Adriana.

Sie betrachtete die Kleidung des Mannes.

»Ihr seid aber nicht von der Company, oder?« 

Ein weiterer Mann kam durch dir Tür und sagte: »Nein, sind wir nicht.« 

»Stanley?«, fragte Oliver erstaunt. »Ich hatte nicht erwartet, ausgerechnet dich hier wiederzusehen! Ich dachte, du wärst tot?« 

Stan und Ollie, das durfte doch nicht wahr sein, dachte Adriana, die sich sehr für Filme des zwanzigsten Jahrhunderts interessierte.

Oliver stellte Adriana und Stanley einander vor. Er erläuterte, dass sie seit etwa viereinhalb Wochen hier festsäßen und die Vorräte erschöpft seien.

Sie stiegen aus der Hummel aus und stapften durch den tiefen Sand zu dem Schiff, mit dem die Retter gekommen waren. Es bestand aus einem recht kleinen Schiffsmodul sowie lediglich einem Lademodul, auf dem ein Kran montiert war. Die ganze Konstruktion wurde durch zwei Heckmodule ergänzt, was eine, wie Oliver in seiner Eigenschaft als Cheftechniker fand, »sehr übermotorisierte Kiste« ergab. Stanley stellte das Schiff als ihr Bergungsschiff vor, wer immer »sie« auch waren, die »Piraten« vielleicht. Sie gingen über eine Rampe an Bord des Schiffs. Dort wurden sie von einer Frau empfangen, die sie zu einer Kabine führte, wo sie sich duschen und umziehen sollten.

Adriana wollte gerade in den Waschraum gehen, da klopfte es an der Kabinentür. Sie öffnete die Tür und auf dem Korridor stand ein Tablett mit Sandwiches, Energieriegeln und Wasserflaschen. Oliver nahm es und stellte es auf ein kleines Tischchen ab.

»Was ist das hier alles? Und wer ist dieser Stanley?«, fragte Adriana leise und schloss die Kabinentür.

Oliver antwortete: »Später, später.« Er zeigte auf das Tablett. »Ich habe erst einmal Hunger.« 

Sie aßen, nein, fraßen gierig die gesamten Riegel und Sandwiches auf. Beide waren zwar erschöpft, aber glücklich. Sie waren noch einmal mit dem Leben davongekommen.

Erneut klopfte es an der Tür. Oliver öffnete sie und es lagen zwei Stapel mit frischer Kleidung davor. Er nahm diese an sich und legte sie auf das Bett. Danach zog er sich aus und ging in den Waschraum, um zu duschen. Vier Wochen lang hatten sie nur sehr rudimentäre Möglichkeiten gehabt, sich zu waschen. Daher genoss er sichtlich die Möglichkeit, eine richtige Dusche benutzen zu können. Adriana folgte ihm in den Waschraum, um endlich einmal ausführlich ihre Zähne putzen zu können. An Bord der Hummel gab es nämlich nur diese, wie sie es ausdrückte, »wie Spachtelmasse schmeckenden« Zahnpflege-Kaugummis. Nach dem Putzen spülte sie ein Dutzend mal den Mund aus, um auch sicher zu gehen, jede einzelne Bakterie entfernt zu haben. Danach ging sie ebenfalls zur Dusche.

Adriana schob langsam den Duschvorhang zur Seite.

Sie stieg in die Duschwanne und fragte Oliver: »Kannst du mir den Rücken einseifen?« 

Die enge Dusche bot knapp Platz für zwei Personen. In der nächsten halben Stunde duschten sie und liebten sich dabei, in der Hoffnung, die letzten vier Wochen endgültig fortspülen zu wollen. Oliver konnte endlich zu seiner Erleichterung feststellen, dass sie tatsächlich am ganzen Körper weder Piercings noch Tätowierungen besaß. Darauf angesprochen, meinte sie, dass sie weit aus dem Alter heraus wäre, sich ihrer Ansicht nach derartig verunstalten zu müssen. Sie warf ein, dass sie eigentlich zwar gegen ein Paar Ohrringe nichts hätte, aber die Vorschriften der Company dies ohnehin untersagen würden. Schließlich gefalle sie ihm vor allem ja auch so, was Oliver dazu veranlasste, ihr einen langen Kuss zu geben. Er hatte sich entschlossen, das Wort »unverbastelt« nicht zu gebrauchen, da er nicht wusste, ob und wie eine Frau auf einen solchen Techniker-Humor reagieren würde.

Als sie sich gegenseitig abgetrocknet und die frische Kleidung angezogen hatten, ertönte plötzlich ein Signal aus der Bordkommunikationsanlage. Oliver nahm das Gespräch entgegen. Die Crew des Bergungsschiffes hatte vor, die Hummel jetzt bergen zu wollen.

Adriana band sich im Hinausgehen die noch nassen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen.

Oliver legte den Arm um sie und sagte: »Habe ich dir eigentlich schon erzählt, dass meiner Meinung nach Frauen mit nassen Haaren noch erotischer aussehen?« 

Sie lächelte und küsste ihn auf die Wange, antwortete aber nicht. Arm in Arm gingen sie von ihrer Kabine zur Brücke. Oliver trug ihre Company-Uniformen unter dem Arm, da sie die Anweisung bekommen hatten, diese mitzubringen.

»Ihr habt eine nagelneue Mark-5-Hummel in eine Düne geklebt? Saubere Leistung!«, spottete Stanley, als sie auf der Brücke ankamen.

Oliver erwiderte: »Es ist zwar meine und wohl auch Adrianas erste ’reingeklebte Hummel, aber es war Sabotage. Wir hatten eine Explosion an Bord, welche die gesamten Systeme lahmlegte.« 

Er drückte Adriana fester an sich und schaute sie an.

»Und nur durch ihre schnelle Reaktion konnte sie die Hummel sauber in die Düne kleben und wir sind nicht irgendwo zerschellt!« 

Da es sich um das neuste Modell handelte, wollte Stanley die Hummel »unbedingt« bergen, obwohl Oliver ihm erläuterte, was an ihr alles defekt war. Stanley erwiderte, sie hätten schließlich mehrere Wochen darin überlebt, also könnte nicht »unbedingt« so viel unreparierbar defekt sein.

Adriana sah von der Brücke auf die Hummel herunter. Die Bergungscrew hatte am Heck eine Drahttrosse befestigt und sie begann, mit einer auf dem Bergungsschiff angebrachten Seilwinde die Hummel aus der Düne zu ziehen. Millimeterweise setzte sich die Hummel in Bewegung und rutschte langsam eine kleine Sandlawine verursachend die Düne herunter, bis sie halbwegs festen Boden erreicht hatte und in Reichweite des Schiffskrans war. Die Männer der Bergungscrew lösten die Trosse am Heck und befestigten das Seil des Krans an einer Öse am Dach der Hummel. Langsam schwebte die Hummel auf die Ladeplattform.

Stanley schaute auf die Hover Units der Hummel und stellte mit einem hämischen Unterton fest: »Da habt ihr ja ordentlich Glas produziert.« 

Oliver ignorierte diese erneute Anspielung. Statt dessen reichte er Stanley die Uniformen.

Stanley bedankte sich und nahm eine Uniformjacke in die Hand.

Er sagte: »Zum Einen sind bei uns Company-Uniformen nicht unbedingt gerne gesehen. Und zum Anderen…«.

Er entfernte ein aufgenähtes Schlangenwappen von einem Jackenärmel und zeigte Oliver das Innere, welches metallisch glänzte.

»Ein Peilsender! Auch hier ist es so, dass die Company nicht unbedingt wissen muss, wo wir uns aufhalten. Die kleinen Dinger sind zwar nicht unbedingt leistungsfähig, aber ich will auf Nummer Sicher gehen.« 

Schon wieder drei Mal »unbedingt«, das schien wohl sein Lieblingswort zu sein, dachte Adriana.

Stanley riss alle Wappen von den Kleidungsstücken herunter und zerbrach die eingenähten Sender.

»Die Uhren bitte auch!«, ordnete er an.

Sie gaben ihm ihre Company-Uhren. Stanley warf sie auf den Boden und zertrat sie.

Er hob die Uhrenteile auf, nahm auch die Wappenaufnäher in die Hand und legte alles in eine kleine Metallschale. Nachdem er es mit einer Flüssigkeit übergossen hatte, zündete er das Ganze an.

»So, jetzt kann nichts mehr passieren«, stellte er befriedigt fest, als die Flammen erloschen waren.

Nachdem die Hummel an Bord mit Ketten fest verzurrt war, gab Stanley den Befehl zum Ablegen. Dazu musste das Schiff rückwärts aus dem Dünental heraus manövriert werden, da dieses zu eng war, um darin zu wenden. Dieses Schiff hatte noch keine Aussichtskanzel für den Steuermann wie die Anaconda, so dass der Steuermann normalerweise auf Anweisungen per Funk von einem Posten am Heckmodul angewiesen wäre. Da aber keine Container an Bord gestapelt waren und die Hummel nicht so groß war, konnte man durch die Triebwerke und die Heckleitwerke hindurch fast ungehindert nach achtern sehen.

Nach ein paar hundert Metern Rückwärtsfahrt verbreiterte sich das Dünental etwas und das Schiff konnte wenden.

Als das Schiff jetzt Fahrt aufnahm und etwas Ruhe auf der Brücke einkehrte, hatte Adriana die Zeit, die Frage zu stellen, die sie schon lange bewegte. Sie wollte endlich eine Antwort darauf, wer die Leute seien, die sie gerettet hatten. Oliver und Stanley kannten sich von irgendwo her, wahrscheinlich von der Company. Waren dies hier tatsächlich die Piraten, die noch nie jemand vorher zu Gesicht bekommen hatte? Waren das nur von der Company vorsätzlich verbreitete Schauermärchen, um von irgend etwas abzulenken? Aber von was? Adriana stellte fest, dass sie bis jetzt noch niemand umbringen wollte und dass alle an Bord des Schiffs außerordentlich freundlich zu ihnen gewesen waren. Dies konnten unmöglich die »Piraten« sein, von denen Molly und der Kapitän der Anaconda immer gesprochen hatten.

Stanley setzte sich zu Adriana und Oliver.

»Gut, ich erkläre es euch. Wir sind im Prinzip alles Leute, die von der Company in irgend einer Form betrogen oder im Stich gelassen, also komplett hinters Licht geführt wurden.« 

Adriana schaute ihn fragend an.

»Was passiert zum Beispiel, wenn du – aus welchen Gründen auch immer – arbeitsunfähig geworden bist, aber nicht das Geld hast, um von diesem staubigen Mond wegzukommen?«, stellte er die rhetorische Frage.

Adriana schaute ihn immer noch fragend an.

»Ja genau, die DMMC lässt dich dann in einer versifften Containersiedlung verrotten. Und das ist etwas, was man nicht unbedingt…« 

Eins!, zählte Adriana in Gedanken.

»…als finales Lebensziel erreichen möchte«, schloss er.

Stanley zeigte auf Adriana und Oliver.

»Und ihr? Glaubt ihr, die Company hat Interesse, euch retten zu wollen? Die interessiert das doch nicht, zur Not wird für viel Geld einfach jemand neues eingestellt. Ihr könnt froh sein, dass wir gerade in der Gegend waren, da wir etwas von einem verschwundenen Schiff in diesem Bereich gehört hatten. Wir haben tatsächlich schon einige Überlebende von anderen Schiffen aufgenommen – und das waren die, die noch Glück hatten. Die Company hatte sie einfach im Stich gelassen.« 

»Also gab es auch schon Tote? Habt ihr die Schiffe überfallen?«, wollte Adriana wissen.

Stanley antwortete: »Ja, wir haben auch schon Tote geborgen. Und nein, wir überfallen niemanden, sondern nehmen nur das, was – wer auch immer – uns übrig lässt. Und wir sind nicht unbedingt…« 

Zwei!

»…darauf aus, es der Company wieder zurückgeben zu wollen. Wir sehen das als eine Art Ausgleich an, für das, was die Company uns angetan hat.« 

»Aber wer ist es dann?«, warf Adriana ein. »Die Company selbst? Ich halte sie zwar mittlerweile in Teilen für einen recht kriminellen Haufen, um es mal drastisch auszudrücken. So etwas würde ich ihr aber, ehrlich gesagt, dann doch nicht zutrauen.« 

Aber Stanley wusste darauf auch keine Antwort. Es schien also – neben der Company und Stanleys Truppe – noch eine dritte Partei zu geben, die durchaus sehr skrupellos agierte, was in Adriana eine gewisse Beunruhigung auslöste.

Da die Anaconda oder Reste davon nicht gesichtet worden waren, kehrte das Bergungsschiff wieder in die, wie Stanley es ausdrückte, »Kolonie« zurück. Diese müssten Adriana und Oliver sich unbedingt (Drei!) ansehen. Nach Stanleys Aussage würden sie nun eine Fahrtdauer von ungefähr einem Tag vor sich haben.

Er ergänzte: »Geht auf eure Kabine und ruht euch aus. Wir kommen hier oben schon alleine zurecht.« 

Auf dem Weg von der Brücke zu ihrer Kabine versuchte Oliver zu erklären, woher er Stanley kannte.

»Wir sind vor einigen Jahren gemeinsam auf einem Wüstenschiff gefahren, Stanley als Chief und ich als direkt dem Chief unterstellter Techniker. Kurz nachdem ich auf ein anderes Schiff versetzt und zum Chief befördert wurde, war das Schiff, auf dem Stanley weiterhin seinen Dienst versah, spurlos verschwunden.

»Oh, auch verschwunden. Wie die Anaconda.« 

»Ja, wie wahrscheinlich auch die Anaconda. Stanley wurde offiziell wie alle anderen Verschwundenen auch als ›vermisst‹ erklärt, aber inoffiziell hielten ihn alle für tot.« 

»Ist es für dich es eine große Überraschung, ihn jetzt so plötzlich lebendig wiederzutreffen?«, fragte Adriana.

»Ja, das ist schon etwas, womit ich nicht gerechnet habe.« 

»Vielleicht gibt es Hoffnung auf ein paar Überlebende.« 

»Vielleicht, Adriana, vielleicht.« 

Das Ganze wollte er aber nicht weiter vertiefen und wollte auf jeden Fall vermeiden, dass das Gespräch auf Molly kam. Immerhin schien sich das Thema »Piraten« der Aufklärung zu nähern.

In ihrer Kabine angekommen, legten sie sich erschöpft in die Koje und fielen beide augenblicklich in einen tiefen Schlaf.

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